Liturgie

Das Leben ist Veränderung und Neues hat seinen Reiz. Aber manchmal brauchen wir etwas, was bleibt, was schon immer so war, was uns vertraut ist – etwas, an dem man sich festhalten kann; wie ein Anker im Meer.

Dieser Anker ist die Liturgie – der feststehende Ablauf unserer Gottesdienste. Bei aller Aktualität der Predigten, abwechslungsreicher und moderner Gottesdienstgestaltung gibt die Liturgie einen festen Rahmen, der aus dem Gottesdienst ein Stück Zuhause macht.

Wenn man mit der Liturgie nicht vertraut ist, fühlt man sich leicht unsicher oder fremd und schon in der Kirche am Urlaubsort kann manches anders sein. Daher möchten wir hier erklären, wie unser Gottesdienst in der Regel abläuft. Wir haben uns bemüht, die Erläuterungen einfach zu halten. Wer mehr über die Liturgie erfahren möchte, kann sich gerne an unsere Pfarrer wenden.

Im Gottesdienst befinden sich übrigens „Spickzettel“ mit dem Liturgischen Ablauf vorne in unseren Gesangbüchern. Bei besonderen Gottesdiensten gibt es Programmzettel.

REGULÄRER GOTTESDIENST

Der Gottesdienst dauert in der Regel etwa eine Stunde. Mit Abendmahl und/oder Amtshandlungen (z. B. Taufen) kann er sich etwas verlängern.

Zu Beginn erfolgt eine musikalische Einführung und das Eingangslied.
(Die Nummern und Strophen der Lieder aus dem Gesangbuch werden auf Tafeln an der Wand angezeigt, bei besonderen Gottesdiensten gibt es Programmzettel mit den Liedtexten).

Der/die Liturg/in (Pfarrer/in oder Prädikant/in) eröffnet nun den Gottesdienst:

Liturg/in: „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“
Gemeinde: „Amen.“
Liturg/in: „Unsere Hilfe steht im Namen des Herrn…“
Gemeinde: „…der Himmel und Erde gemacht hat“

Nun begrüßt der/die Liturg/in die Gemeinde:

Liturg/in: „Der Herr sei mit Euch!“

Die Gemeinde grüßt zurück, besinnt sich darauf, dass Gott der Gastgeber ist und wünscht dem/der Liturgen/in gleichzeitig auch geistliche Kraft für den Gottesdienst:

Gemeinde: „Und mit Deinem Geist(e).“

Manchmal heißt der/die Liturg/in an dieser Stelle die Gottesdienstbesucher noch einmal willkommen oder weist auf Besonderheiten hin.

Es folgt der Eingangspsalm aus dem Alten Testament, der im Wechsel zwischen Liturg/in und Gemeinde gelesen wird. (Der Text steht wie die Lieder im Gesangbuch; in der Regel liest die Gemeinde die eingerückten Verse.)

Nach dem Psalm singt die Gemeinde:

„Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist. Wie es war im Anfang, jetzt und immerdar und von Ewigkeit zu Ewigkeit – Amen.“

Es folgt das Eingangsgebet, das als Schuldbekenntnis oder als Anrufung formuliert ist und mit Bitte um Vergebung als Wechselgesang endet:

Liturg/in (oder Kantor/in): „Kyrie eleison“
Gemeinde: „Herr, erbarme dich!“
Liturg/in (oder Kantor/in): „Christe eleison“
Gemeinde: „Christe, erbarme dich!“
Liturg/in (oder Kantor/in): „Kyrie eleison“
Gemeinde: „Herr, erbarm‘ dich über uns!“

Mit dem anschließenden Gnadenzuspruch sichert der/die Liturg/in die Zuwendung Gottes und sein Erbarmen zu, wie es aus dem Evangelium hervorgeht.

Die Gemeinde dankt mit dem gesungenen Gloria:

Liturg/in (oder Kantor/in): „Ehre sei Gott in der Höhe!“
Gemeinde: „Allein Gott in der Höh‘ sei Ehr und Dank für seine Gnade. Darum, dass nun und nimmer mehr uns rühren kann kein Schade. Ein Wohlgefall’n Gott an uns hat, nun ist groß Fried‘ ohn‘ Unterlass. All‘ Fehd‘ hat nun ein Ende.“

Die Gemeinde erhebt sich für das Tagesgebet, das von der Gemeinde mit einem gesungenen „Amen“ abgeschlossen wird.

Es folgt/folgen die Lesung/en aus der Bibel, durch eine/n Lektor/in. Die Gemeinde erhebt sich hierzu.

Bei Texten aus dem Alten Testament oder aus den Briefen schließt der/die Lektor/in mit: „Worte der Heiligen Schrift“. Die Gemeinde antwortet: „Gott sei Lob und Dank!“

Die Lesung aus dem Alten Testament oder den Briefen endet mit der Lesung eines Hallelujaverses, der von der Gemeinde mit dem gesungenen Halleluja beantwortet wird (in der Passionszeit entfällt das Halleluja).

Nach dem Halleluja setzt sich die Gemeinde und singt ein Lied.

Bei Texten aus dem Neuen Testament schließt der/die Lektor/in mit: „Evangelium unseres Herrn Jesus Christus“. Die Gemeinde antwortet: „Lob sei dir, Christus!“

Die Gemeinde setzt sich und sind ein Lied, oft das sog. Wochenlied.

Nun folgt die Predigt. In der Predigt wird meist eine der in der Lesung gehörten Bibelstellen ausgelegt. Die Predigt wird in der Regel durch den/die Liturgen/in gehalten. Es ist auch möglich, dass eine Person, die nicht zum „Kirchenpersonal“ gehört um eine Predigt gebeten wird.

An die Predigt schließt sich eine Musik oder auch eine kurze Stille zur Besinnung an.

Als Antwort auf Verkündigung folgt das Glaubensbekenntnis, meistens das apostolische Glaubensbekenntnis, zu dem sich die Gemeinde erhebt:

„Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen
den Schöpfer des Himmels und der Erde
und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn,
unseren Herrn.
Empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
am dritten Tag(e) auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel.
Er sitzt zur Rechten Gottes,
des allmächtigen Vaters,
von dort wird er kommen, zu richten
die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige, christliche Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten und
das Ewige Leben. Amen.“

Nach einem Lied folgen nun die sogenannten Abkündigungen, d. h. Mitteilungen an die Gemeinde.

Nach der Abkündigung wird ein Lied gesungen und die „Klingelbeutel“-Kollekte eingesammelt.

Im Fürbittengebet werden nun verschiedene Anliegen vor Gott gebracht. Dies kann als Wechsellesung – auch durch mehrere Personen – geschehen. Die einzelnen Fürbitten können durch die Gemeinde mit einem Antwortgesang (z. B. Kyrie Eleison) bestärkt werden. Die Gemeinde kann auch mit einem gesprochenen „Wir bitten Dich, erhöre uns“ unterstützen. Statt der Fürbitten kann der/die Liturg/in auch ein einfaches Gebet sprechen. Fürbitten oder Gebet – wenn kein Abendmahl gefeiert wird – mit einer Überleitung in das gemeinsam gesprochene Vaterunser (in der ökumenischen Fassung):

*** Wenn das Abendmahl gefeiert wird, geht es bei den *** weiter.

„Vater unser im Himmel,
geheiligt werde dein Name.
Dein Reich komme, dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.
Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern.
Und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Denn dein ist das Reich und die Kraft
und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.“

Nach einem Schlusslied spricht der Liturg den Segen, die Gemeinde erhebt sich dazu:

Liturg/in (oder Kantor/in): „Gehet hin im Frieden des Herrn.“
Gemeinde: „Gott sei Lob und Dank.“
Liturg/in: „Der Herr segne und behüte dich (euch). Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und schenke dir Frieden.
Es segne dich (euch) der allmächtige und gnädige Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.“
Gemeinde: „Amen. Amen. Amen.“

Zum Ende des Gottesdienstes erklingt noch einmal Musik, manchmal wird auch noch ein Lied gesungen. Die Gemeinde verlässt die Kirche erst nach dem/der Liturgen/in. Am Ausgang wird noch die „Ausgangs“-Kollekte für den im Gottesdienst abgekündigten Zweck eingesammelt.

*** ABENDMAHLSGOTTESDIENST

Nach dem Fürbittengebet wird ein Lied gesungen, das thematisch an das Abendmahl erinnert.

Der/die Liturg/in begrüßt zu diesem neuen sakramentalen Gottesdienstteil die Gemeinde nochmals gesondert:

Liturg/in: „Der Herr sei mit Euch!“
Gemeinde: „Und mit Deinem Geist(e).“

Liturg/in: „Erhebet eure Herzen!“
Gemeinde: „Wir erheben sie zum Herren.“

Liturg/in: „Lasset uns danken dem Herrn, unserm Gott“

Gemeinde: „Das ist würdig und recht.“

Der/die Liturg/in fährt mit einem Abendmahlsgebet fort, an dessen Ende die Gemeinde das Sanctus/Trishagion anstimmt:

Gemeinde: „Heilig, heilig, heilig ist Gott, der Herre Zebaoth, voll sind Himmel und Erde seiner Herrlichkeit! Hosianna in der Höhe! Gelobet sei, der da kommt im Namen des HERRN, „

Es folgen von dem/der Liturgen/in die Einsetzungsworte (nach 1. Korinther 14,23-25):

Liturg/in: „Unser Herr Jesus, in der Nacht, da er verraten ward, nahm er das Brot, dankte und brach’s, gab es seinen Jüngern und sprach: Nehmt und esst, dies ist mein Leib, der für euch gegeben wird; solches tut zu meinem Gedächtnis. Desgleichen nahm er auch den Kelch nach dem Mahl, dankte, gab ihnen den und sprach: Nehmt hin und trinkt alle daraus, dieser Kelch ist der neue Bund in meinem Blut, das vergossen wird für euch zur Vergebung der Sünden. Solches tut, sooft ihr daraus trinkt, zu meinem Gedächtnis.“

Liturg/in: „Geheimnis des Glaubens!“
Gemeinde: „Deinen Tod, o Herr, verkünden wir und deine Auferstehung preisen wir, bis du kommst in Herrlichkeit. Amen.“

Es folgt das Vaterunser.

Der/die Liturg/in leitet den Friedensgruß ein. Die Gemeinde wendet sich gegenseitig zu: „Friede sei mit dir!“

Die Gemeinde singt das Agnus Dei (Lamm Gottes):

„Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd‘ der Welt – erbarm dich unser.
Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd‘ der Welt – erbarm dich unser.
Christe, du Lamm Gottes, der du trägst die Sünd‘ der Welt – gib uns deinen Frieden. Amen.“

Die Einladung zur Austeilung erfolgt mit Worten aus Psalm 34:

Liturg/in: „Kommt, denn es ist alles bereit. Schmeckt und seht, wie freundlich der HERR ist.“

Die Gemeinde feiert das Abendmahl in (Halb-)Kreisen um den bzw. vor dem Altar. Bei vielen Teilnehmenden wird das Abendmahl in mehreren Durchgängen gefeiert.

Das Abendmahl wird mit Wein oder Saft gefeiert und entsprechend angekündigt.

Der/die Liturg/in und Helfende (meist der/die Lektor/in) teilen aus. Die Oblate wird mit den Worten „Christi Leib für dich gegeben“ in die linke Hand des/der Teilnehmenden gelegt. Dieser/diese antwortet mit „Amen“.

Der Wein oder Saft wird mit den Worten „Christi Blut für dich vergossen“ gereicht. Grundsätzlich gilt: seit Corona wird nicht mehr aus dem Kelch getrunken. Die Gemeinde feiert in der Eintauchform (intinctio); d. h. der/die Teilnehmende taucht die Oblate in den Wein oder Saft, antwortet Amen und isst die Oblate. Der Wein oder Saft kann auch mit Einzelkelchen (Tonbecher) ausgeteilt werden. In diesem Fall isst der/die Teilnehmende die Oblate bevor er/sie etwas Wein/Saft in den Einzelkelch erhält, antwortet Amen und trinkt den Wein/Saft.

In seltenen Fällen wird in unserer Gemeinde das Abendmahl als Wandelkommunion gefeiert. In diesem kommen der/die Teilnehmende zum Altar und erhält dort Oblate und Wein/Saft.

Nach dem Empfang werden die Teilnehmenden mit einem Bibelwort und dem Friedenswunsch entlassen und kehren an ihren Platz zurück.

Der/die Liturg/in schließt mit einem Dankgebet und entlässt die Gemeinde mit dem Segen.